Belgrade 2007: a city torn between an omnipresent past and the urgent need to change and proceed. The careful montage of observations and the surprising use of spoken text make this film reflect intensely upon how we see the balkans.
Aus meinem Skizzenbuch, kurz bevor der Entschluss reifte, einen Film zu machen:
Belgrad ist Inbegriff des vertrauten Fremden. In allem steckt eine Spur mehr Durchsichtigkeit, als ich es gewohnt bin. Ds: Betrachte ich Natur, so sehe ich durch sie hindurch nur die Ungeheuerlichkeit der Existenz. Eine Wand. Betrachte ich eine Stadt des neuesten Standes, sehe ich wiederum nur eine Wand von Planungsvorgaben und steingewordener Ideologie der Effizienz.
Hier sehe ich durch den urbanen Wildwuchs, die Winkel und Erker und Stufen hindurch auf die Praxis von Bedürfnissen, Faulheiten, Tricks und Widerständigkeiten, eine Praxis, die der die Planung nur ein Akteur unter vielen ist. Ich sehe, wie das Interesse einer kleinen Gruppe sich äußert, stockt, fortgesetzt wird, auf das große Ganze trifft, sich durchsetzt oder scheitert – und nicht nur noch das zügig durchrealisierte Ergebnis einer vorangegangenen Aushandlung.
Und ich kann es sehen. Und damit zum vertrauten Fremden. So viele Dinge hier und Gesten, Verhaltensweisen und Situationen meine ich wiederzuerkennen, obgleich ich sie noch nie gesehen habe. Sie sind auf eine Weise vertraut, als wären sie Bedingung für den Wirklichkeitsbezug vieler Geschichten, die ich als Kind gehört und unbefragt genossen habe. Ich befinde mich unbestreitlich in der Fremde – stehe außerhalb, werde beäugt und habe das Privileg, nicht alles zu mir in Beziehung setzen zu müssen. Gerade darin liegt das Potential, Fragmente zu sehen und als vertraut zu deklarieren.
So meine ich die Gemeinsamkeit im Detail zu sehen, die sich jedoch zu einem völlig unterschiedlichen Gesamten zusammenfügt. In dieser Verschiebung der Situation liegt ein Moment melancholischer Utopie. Das Aufscheinen des Gleichen im Andersartigen lässt es zu, über das Eigene als potentiell verschiebbar nachzudenken. Und ist nicht das Absolute erreichbar, wenn man alles Existente nur um die richtige Nuance verschiebt?